Wird klimaneutrales Fliegen zum Fernziel?
von Dirk Rogl
Nur ein Einzelfall oder der Beginn einer Kettenreaktion? Air New Zealand hat im August das Ziel aufgegeben, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um ein Drittel zu senken. Lieferprobleme bei neuen und emissionsarmen Flugzeugen sowie ein Mangel an nachhaltigen Treibstoffen, so genannten Sustainable Aviation Fuels (SAF), sein die Gründe dafür, erklärt die AIrline.
Diese Gründe sind alles andere als regional geprägt. Sie haben globalen Charakter. Die aufwändige Produktion von SAF gilt nicht nur als teuer, sondern auch aus Kapazitätsgründen schwer realisierbar für die gesamte Luftfahrt. Auch das in der Europäischen Union vorgegebene Ziel für Airlines, bis Jahresende mindestens zwei Prozent SAF beizumischen, wackelt wegen fehlender Produktionskapazitäten und einer natürlichen Knappheit an natürlichen Rohstoffen, von Bioabfällen bis zu Frittenfett. Die Nachfrage übersteigt schlichtweg die vorhandenen Ressourcen.
Lösungen für diesen Engpass sind ebenso wenig in Sicht wie die Lieferprobleme insbesondere beim US-Flugzeugbauer Boeing und seinen wenigen Marktbegleitern. Wie also könnte eine Lösung aussehen? Auffälllig ist, dass die Luftfahrindustrie für seine Klimaziele primär zwei Ziele voranstellt: Neben der Beschaffung effizienterer Flugzeuge geht es primär um das Carbon Offsetting.
Dass diese Ziele für eine echte Klimaneutralität ausreichen, erscheint zweifelhaft. Vielmehr müsste ein deutlich breiterer Maßnahmenmix angewendet werden, der von technischen Innovationen bis hin zu einer gezielten Lenkung der Nachfrage reichen könnte. Schließlich gilt auch für die Luftfahrt in Europa das Ziel der Klimaneutralität bis zum Jahr 2045. In Neuseeland ist es erst fünf Jahre später avisiert.
Dieses Ziel hält der Carrier auch aufrecht. Konkrete Maßnahmen sind bislang nicht überliefert. Dass höhrere Abgaben und Steuern zu diesem Maßnahmenmix gehören, ist jedoch unbestritten. Bei diesem Thema macht nun das EU-Land Schweden einen Rückzieher, deren konservative Regierung jüngst für Mitte Juli eine Abschaffung der nationalen Flugsteuer angekündigt hat, um die Wettbewerbsfähigkeit der skandinavischen Fluggesellschaften zu erzielen. Das sei "langfristig mit dem Klimaschutz vereinbar", kommentiert Ministerpräsident Ulf Kristersson, der unter anderem auf elektrische Antriebe verweist. Aber kann das reichen?
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