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14.05.2021

European Travel Commission (ETC)

European Tourism - Trends & Prospects (Q4/2020)

Studie | Internationalisierung | Corona

Veröffentlichung: Februar 2021

Seitenanzahl: 56

Für das Jahr 2020 verzeichnen die europäischen Destinationen Rekordverluste in ihren internationalen Ankunftszahlen aufgrund der Corona-Pandemie. Sowohl die Flug- als auch die Beherbergungsbranche weisen seit Ende des Sommers erneut stetig sinkende Buchungszahlen auf. Trotz der Virusmutationen und steigender Infektionszahlen im vierten Quartal steigern neue Impfstoffe und Teststrategien die Hoffnung auf einen baldigen Neustart der Tourismusbranche. Für das Jahr 2021 prognostiziert die ETC den Beginn der Revitalisierung im europäischen Tourismus und empfiehlt der Branche, sich jetzt auf weitere Herausforderungen und veränderte Reisepräferenzen einzustellen.

Ziel der Studie

Die Studie informiert über die weitreichenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den europäischen Freizeit- und Geschäftstourismus und gibt einen Ausblick auf potenzielle Entwicklungen im Jahr 2021

Für wen ist es relevant?

Der Quartalsbericht richtet sich in erster Linie an die Mitglieder der ETC, die nationalen Tourismusorganisationen in Europa. Die Ergebnisse sind darüber hinaus für alle Akteure im Deutschlandtourismus relevant.

Wie wurde vorgegangen?

Diese Studie basiert auf Daten der TourMIS-Datenbank und auf Statistiken der STR, IATA, Eurocontrol, ForwardKeys, UNWTO und Transparent. Die Wirtschaftsanalysen und -prognosen wurden von Tourism Economics bereitgestellt.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Im Jahr 2020 sind die internationalen Ankunftszahlen in Europa um insgesamt 69 Prozent gesunken, was insbesondere auf die Reiseeinschränkungen zwischen Europa und den Quellmärkten China und den USA zurückzuführen ist. Auch der innereuropäische Reiseverkehr ist stark zurückgegangen. Die einzelnen europäischen Destinationen verzeichnen einen Rückgang der internationalen Ankunftszahlen von 51 bis 85 Prozent. Deutschland befindet sich mit 66,2 Prozent im Mittelfeld.

Insbesondere der europäische Flugverkehr und die Beherbergungsbranche sind weiterhin stark von der Krise betroffen. Nach den positiven Entwicklungen in den Sommermonaten des Jahres 2020 verzeichnet die Flugbranche seit September 2020 erneut einschneidende Verluste. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ist der Umsatz pro Passagierkilometer im November 2020 um 70 Prozent gesunken. Für 2021 rechnet die IATA derzeit mit einem Verlust von bis zu 11,9 Milliarden US-Dollar. Die europäische Beherbergungsbranche verzeichnet im weltweiten Vergleich den stärksten Rückgang bei Auslastungen (- 54%) und Umsatz pro Zimmer (- 63 %).

Als Hoffnungsträger im Jahr 2021 gelten die Impfstoffe und Teststrategien. Mit ihrer Hilfe sollen Reiseeinschränkungen minimiert und das Vertrauen der Reisenden zurückgewonnen werden, um Nachholeffekte schnellstmöglich zu generieren. Denn die Reiselust der Europäer bleibt bestehen, 54 % gaben an, ab Juli 2021 wieder verreisen zu wollen.

Die Studie erwartet einen langsamen Beginn des Erholungsprozesses im Frühjahr 2021, der sich über den Sommer und Herbst erstreckt. Die vollständige Erholung des Tourismus stellt jedoch einen langwierigen Prozess dar und wird nicht im Laufe des Jahres 2021 erreicht werden. Frühestens im Jahr 2023 soll das Reiseniveau von 2019 erstmals wieder überschritten werden.

Für die Erholung des Geschäftsreisemarktes sind die Einreisebeschränkungen, aber auch der innerbetriebliche Stellenwert persönlicher Treffen von entscheidender Bedeutung. Allgemein rechnet die ETC mit einer vollständigen Erholung des Sektors im Jahr 2024, wobei sich der Inlandsgeschäftstourismus bereits im Jahr 2023 erholt haben wird. Ein vollständiges Verschwinden des Geschäftsreistourismus ist laut des Berichts sehr unwahrscheinlich. Zwar wurden ein Großteil der Veranstaltungen und Meetings 2020 in den digitalen Raum verlegt, jedoch werden persönliche Treffen aufgrund ihrer positiven Auswirkungen auf Geschäftsabschlüsse langfristig nicht vollständig durch digitale Alternativen ersetzt werden können. Dies gilt insbesondere für den MICE-Sektor.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Aufgrund des dynamischen Infektionsgeschehens und den damit einhergehenden Reisebeschränkungen in Europa bleiben die Reiseaussichten für das Jahr 2021 ungewiss. Dennoch empfiehlt die ETC den europäischen Destinationen, sich bereits jetzt auf die zu erwartenden Nachholeffekte vorzubereiten. Destinationen und Betriebe müssen Strategien, Konzepte und Marketingkampagnen entwickeln, die das Vertrauen in das Reisen stärken und eine frühe Öffnung des Grenzverkehrs möglich machen. Konkret bedeutet das für den Geschäftstourismus und den MICE-Sektor die Förderung von Hybridveranstaltungen mit entsprechenden Hygienekonzepten.

Kritische Würdigung

In ihrem Quartalsbericht Q4/2020 analysiert die ETC die Folgen und Entwicklungstrends der Auswirkungen der Covid-19 Pandemie auf die europäische Tourismuswirtschaft auf Basis aktueller Daten. Der in den vergangenen Quartalen bereits erkennbare Abwärtstrend wird im vierten Quartalsbericht erneut festgestellt.

Aufgrund der Dynamik in der Pandemieentwicklung sind die Daten und damit die Grundlage für die Prognosen teilweise überholt. Dennoch gibt der Bericht einen Überblick über die Erfolgskennzahlen und die touristischen Entwicklungen der europäischen Destinationen im Jahr 2020. Ein internationaler Vergleich zwischen den europäischen Tourismusmärkten ist allerdings nur bedingt möglich, da sich die Angaben der Destinationen auf unterschiedliche Zeiträume beziehen.

Der Zusatzbericht zum Thema Geschäftstourismus bietet einen Einblick in die wirtschaftliche Relevanz des Sektors für europäische Destinationen und die coronabedingten Herausforderungen.

Die Studie wurde von der European Travel Commission (ETC) herausgegeben und steht hier (Q4/2020) zum Download bereit.

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