Wissen
22.11.2021

Umweltbundesamt

Folgen des Klimawandels für den Tourismus in den deutschen Alpen- und Mittelgebirgsregionen und Küstenregionen sowie auf den Badetourismus und fluss-begleitende Tourismusformen

Studie | Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Veröffentlichung: Oktober 2021

Seitenanzahl: 160

Die Studie untersucht im Auftrag des Umweltbundesamts die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus in den touristischen Regionen Deutschlands. Für die Untersuchung wurden aus den 154 Reisegebieten in Deutschland 75 Destinationen ausgewählt, welche die wesentlichen Charakteristika deutscher Zielgebiete abbilden.

Basierend auf einer Analyse der Angebotsstruktur in diesen Destinationen und der gegebenen geographisch-klimatischen Standortbedingungen wurden dabei sieben Regionalkategorien entwickelt (z.B. Mittelgebirge, Alpen oder Seenlandschaften), zu welchen die Zielgebiete zugeordnet werden können. Auch Klimaparameter wie Durchschnittstemperaturen oder Extremwetterindikatoren sowie die Abweichungen im Verlauf der Wetteraufzeichnungen seit 1880 wurden untersucht. Für notwendige Anpassungen an die veränderten Bedingungen wurde ein Leitfaden für Destinationen mit 24 Maßnahmen entwickelt.

Ziel der Studie

Mit der Studie sollen die Rahmenbedingungen für die Anpassung an die Folgen der Klimaveränderungen verbessert werden und den Destinationen ein Handlungsleitfaden mit konkreten Maßnahmen zur Verfügung gestellt werden. Untersucht wird weiterhin der Umgang mit den vorhandenen Förderinstrumenten und ob eine Erweiterung der vorhandenen Förderprogramme ausreichend ist oder neue Förderinstrumente notwendig sind. Touristische Entscheidungsträger sollen durch einen Ausbau der Datenlage weitere Informationen über klimatische Veränderungen und notwendige Anpassungen erhalten.

Für wen ist es relevant?

Zielgruppe der Studie und ihrer Ergebnisse sind die Tourismusverantwortlichen in den Regionen.

Wie wurde vorgegangen?

Für die ausgewählten 75 Destinationen wurden anhand von geographisch-klimatischen Standortbedingungen Regionalkategorien entwickelt. Eingeflossen sind dabei auch Kriterien der Angebotsstruktur wie Strand, Wandern, Ski-Alpin, Shopping oder Events. Um die klimatischen Veränderungen aufzuzeigen, haben die Autoren für die Studie Klimaparameter wie Durchschnittstemperaturen oder Extremwetterindikatoren herangezogen. Zur weiteren Vertiefung dient eine Fallstudie, die exemplarisch für den Radwander- und Wassertourismus an der Donau durchgeführt wurde. Für mögliche Anpassungen an die veränderten Bedingungen und Situationen wurden 24 Maßnahmen entwickelt. Um die Projektergebnisse für Tourismusverantwortliche zielgruppengerecht aufzuarbeiten, wurden ein Leitfaden zur Klimaanpassung in Destinationen, ein GIS-basiertes Klimainformationssystem, eine thematische Webseite und zwei Kurzbroschüren entwickelt. Darüber hinaus wurden infrage kommende Förderungen auf Landes-, Bundes- und EU-Ebene analysiert und anschließend Empfehlungen für die zukünftige Ausgestaltung der Förderpolitik entwickelt.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Entscheidenden Einfluss auf die Auswirkungen der klimatischen Veränderungen auf die Tourismusdestinationen haben nach Einschätzung der Autoren geographische Faktoren, die Struktur des touristischen Angebots und die aktuellen Klimaverhältnisse. Zusätzlich zur Veränderung an sich, spielt auch die Wahrnehmung durch die Gäste, die durch die mediale Berichterstattung beeinflusst wird, eine wesentliche Rolle. Aufgrund der Vielzahl der Einflussfaktoren auf die touristische Nachfrage und deren Wechselwirkungen mit anderen Faktoren dürfe es nicht zu einer isolierten Betrachtung des direkten klimatischen Einflusses ohne Berücksichtigung der indirekten Wirkungen kommen. Eine ausschließlich klimawandelbedingte Veränderung der touristischen Nachfrage in der Vergangenheit kann im Rahmen der Studie nach der Gegenüberstellung von Nachfragedaten und klimatischen Parametern nicht eindeutig nachgewiesen werden. Für die Zukunft hingegen kann ein stärkerer Einfluss nicht ausgeschlossen werden, da weitere Veränderungen des Klimas wahrscheinlich sind. Schnelle und plötzliche Reaktionen auf langfristige klimatische Veränderungen seien dabei nicht zu erwarten.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Für zukünftige Forschungsaktivitäten sollten touristische Daten nach einheitlicher Methodik und hinreichend genau erhoben werden. Auf Grundlage der vorhandenen wissenschaftlichen Grundlagen sollten notwendige Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, auch unter dem Aspekt der langen Vorlaufzeit zahlreicher Anpassungsmaßnahmen. Eine wichtige Rolle sehen die Studienautoren hier in Förderprogrammen speziell für den Tourismus. Sie raten zu einem verstärkten Austausch mit den Nachbarländern und den Herkunftsländern der Gäste. Die Anpassungsmaßnahmen im Tourismus sollten auf Länderebene eine größere Bedeutung erhalten. Dies gelte auch für Förderungen, die gezielter für zukünftig besonders stark von Klimawandelfolgen betroffene Bereiche eingesetzt werden sollen.

Kritische Würdigung

Durch die Untersuchung der Folgen des Klimawandels auf touristische Regionen in Deutschland hat die Studie eines der dringendsten Probleme für Tourismusverantwortliche behandelt, wie nicht zuletzt die Flutkatastrophe im Sommer 2021 mit fataler Wirkung gezeigt hat. Dabei weisen die Autoren darauf hin, dass in den Regionen die geografischen Bedingungen eine wesentliche Rolle spielen und externe Faktoren bei der Analyse und den daraus abgeleiteten Anpassungsmaßnahmen einbezogen werden müssen. Sie geben den Verantwortlichen in den Regionen mit dem Leitfaden zur Klimaanpassung und dem Klimainformationssystem wichtige Hilfsmittel an die Hand. Klar ist aber auch, dass die Datenbasis noch nicht ausreichend umfangreich ist und die Entwicklungen kontinuierlich beobachtet werden müssen. Daher sind weitere Studien, die in einem festen Zeitintervall erscheinen, für alle Beteiligten ein hilfreiches Instrument.

Herausgeber der Studie ist das Umweltbundesamt. Die Studie steht hier zum Download zur Verfügung.

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