The SMARTA-NET Consortium
Veröffentlichung: April 2024
Seitenanzahl: 38
Leitlinie für eine nachhaltigere Mobilität in ländlichen Tourismusregionen
Einleitung
Ländliche Regionen sind oft schwer mit dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu erreichen, und bestehende Lösungen sind für Reisende meist unbekannt. In der grünen Transformation nimmt die Transformation touristischer Mobilitätsstile ein wichtiges Handlungsfeld ein, dass die An- und Abreise, die Mobilität in der Destination als auch die Barrierefreiheit umfasst. Die Handreichung "Guidance for a more sustainable mobility in rural tourism regions" bietet einen wichtigen Leitfaden für die Umsetzung einer transformativen Mobilität im Tourismus in ländlichen Regionen.
Dabei werden vier Perspektiven beleuchtet: die der Nutzer, der touristischen Einrichtungen, der Destinationen und die globale Perspektive. Thematisiert werden die Funktionalität der Mobilität vor Ort, die Reduzierung der negativen Auswirkungen des Individualverkehrs sowie die Verringerung der Treibhausgasemissionen durch Mobilität.
Zielsetzung
Die Handreichung vermittelt Hintergrundinformationen zur aktuellen Situation, den Herausforderungen und Zielen der touristischen Mobilität. Sie identifiziert relevante Akteure und beschreibt deren Zusammenarbeit. Zudem wird dargelegt, welche Informationen Gäste vor und während der Reise benötigen und welche Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigeren An- und Abreise sowie Mobilität vor Ort ergriffen werden können. Die nachhaltigere Mobilität im ländlichen Tourismus soll gleichzeitig der Mobilität der lokalen Bevölkerung zugutekommen.
Zielgruppe
Die Inhalte sind besonders relevant für Destinationen (DMO), Verkehrsbetriebe, Wirtschaftsförderungen, Tourismusbeauftragte von Städten und Regionen sowie alle Akteure, die an der Förderung nachhaltiger Mobilität und einem sozial verträglicheren Tourismus arbeiten.
Vorgehensweise
Als Handreichung folgt das Dokument keiner klassischen wissenschaftlichen Methodik. Stattdessen wurden Kriterien entwickelt, um nachhaltige touristische Mobilität zu definieren. Stakeholdergruppen und relevante Begrifflichkeiten werden ebenfalls erläutert.
Ergebnisse
Nachhaltige Mobilität ist ein entscheidender Faktor für einen zukunftsfähigen Tourismus. Tourismus und nachhaltige Mobilität können sich gegenseitig fördern, die wirtschaftliche Entwicklung unterstützen und die Lebensqualität sowohl für Einheimische als auch für Besucher verbessern. Ein weiteres Potenzial liegt in der Gewinnung von Fachkräften, da ein gutes Mobilitätsangebot die Attraktivität einer Region steigern kann.
Für die Planung sowie Implementierung hat die Handreichung eine Schritt-für-Schritt Anleitung erstellt und erläutert einzelne Schritte genauer.
Die Handreichung bietet eine praxisnahe Anleitung zur Planung und Umsetzung nachhaltiger Mobilität. Sie betont die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller relevanten Stakeholder, einschließlich der lokalen Bevölkerung, während des gesamten Prozesses. Es ist entscheidend, die Vorteile dieser Kooperation zu verdeutlichen sowie klare Ziele und Visionen zu formulieren.
Mobilität sollte ganzheitlich betrachtet werden. Die Handreichung präsentiert Ansätze, wie die Integration eines ÖPNV-Tickets in die Gästekarte, den Ausbau und die Verbesserung von Radwegen sowie die Einführung von E-Bike-Verleihsystemen. Diese Angebote könnten in einem Mobilitätsknotenpunkt gebündelt werden. Für eine erfolgreiche Umsetzung wird ein gut entwickeltes, angepasstes und innovatives Geschäftsmodell empfohlen.
Die Transformation der Mobilität sollte demnach strategisch auf lokaler und regionaler Ebene verankert werden, um die Mobilität der lokalen Bevölkerung langfristig zu verbessern. Es sei notwendig, verschiedene Zielgruppen (Tagestouristen, Übernachtungsgäste, Einheimische) und ihre individuellen Bedürfnisse zu analysieren.
Ein weiteres Ergebnis: Touristen sollten bereits vor ihrer Anreise über die Möglichkeiten der nachhaltigen Mobilität informiert werden. Während ihres Aufenthalts sollte die Kommunikation fortgesetzt werden, um sicherzustellen, dass sie alle verfügbaren Angebote nutzen können. Ein durchgängiger Informationsfluss zwischen DMO, Touristinformationen, Attraktionen und Beherbergungsbetrieben sei dabei unerlässlich. Informationen sollten jederzeit barrierefrei und über verschiedene Kanäle entlang der gesamten Customer Journey verfügbar sein.
Kritische Würdigung
Ländliche Regionen haben sehr unterschiedliche Voraussetzungen und es gibt daher kein einheitliches Konzept, dass universell auf alle Regionen anwenden lässt. Eine Anpassung an die jeweilige Destination ist notwendig. Die Handreichung bietet dazu wertvolle Ansatzpunkte zur Einordnung der eigenen Situation.
Die Grafik „Wie man die Mobilität in ländlichen Tourismusregionen nachhaltiger gestaltet“ bietet eine hilfreiche Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Implementierung von Mobilitätslösungen in der eigenen Destination. Es wäre jedoch ebenso wichtig, die Gründe zu beleuchten, warum nachhaltige Mobilität bisher nicht umgesetzt oder angenommen wurde.
Neben der Anleitung definiert die Handreichung auch wichtige Begriffe und Personengruppen, was die Umsetzung nachhaltiger Mobilitätslösungen erleichtert und Sicherheit bei der Adaption schafft. Zudem liefert sie Best Practices für jeden Anlaß, an denen sich Leser orientieren können.
Die Handreichung weißt auch darauf hin, dass nachhaltige Mobilitätslösungen möglicherweise nicht von allen Touristen angenommen werden. Häufig steht bei Aufenthalten in ländlichen Regionen der Erholungsaspekt im Vordergrund, während nachhaltige Kriterien eine geringere Rolle spielen. Zudem beeinflussen die Mobilitätsgewohnheiten der Wohnregionen der Touristen ihre Verhaltensweisen im Urlaub. Es ist schwer, die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Touristen abzudecken und sicherzustellen, dass jeder bereit ist, den ÖPNV zu nutzen. Eine vollständige Einbindung aller Touristen in die Mobilitätstransformation wird daher als unwahrscheinlich eingeschätzt.
Die Studie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden (externer Download).
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