UN Tourism (World Tourism Organisation)
Veröffentlichung: 2024
Seitenanzahl: 70
Politische Leitlinien zur Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen durch nationale tourismuspolitische Administration
Einleitung
Der Leitfaden von UN Tourism präsentiert eine Analyse der vier Bereiche, auf die sich die nationalen Tourismusbehörden (NTA) konzentrieren können, um den Klimaschutz voranzutreiben.
Der Tourismus sei in besonderem Maße von Klimafolgen betroffen und könne gleichzeitig eine wichtige Rolle bei der Verringerung der Klimarisiken spielen, indem er seine Treibhausgasemissionen (THG) reduziert. Der Tourismus sei weltweit für einen Anteil von 8 bis 10 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich, (einschließlich der direkten und indirekten Emissionen sowie der wesentlichen Emissionen der Lieferkette).
Die Handlung der Regierungen weltweit spielen eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung von Maßnahmen, die gewährleisten, dass der Tourismus zu den globalen Klimazielen des Übereinkommens von Paris beiträgt. Das Papier gibt hierfür eine Orientierung.
Zielsetzung
Dieser politische Leitfaden wurde entwickelt, um öffentlichen Entscheidungsträgern bei der Entwicklung von Tourismus-Klimaschutzstrategien und -initiativen zur Unterstützung der Umstellung des Tourismussektors auf eine CO2-arme Wirtschaft zu unterstützen. Tourismuspolitiker sollen demnach über den allgemeinen Kontext des Klimawandels, die Position des Tourismus im Vergleich zu offiziellen nationalen Klimaschutzmaßnahmen und spezifische Ansätze informieren, die die Tourismusvertretung in der Regierung zur Ergänzung anderer Bemühungen ergreifen kann.
Der vorliegende politische Leitfaden wurde mit dem Ziel entwickelt, Tourismusbehörden bei der Konzeption von Tourismus-Klimaschutzstrategien und -initiativen zu unterstützen, welche die Umstellung des Tourismussektors auf eine CO2-arme Wirtschaft fördern. Tourismuspolitiker sollten den Klimawandel als gemeinsamen Nenner für Tourismus und staatliche Klimaschutzmaßnahmen etablieren und konkrete Vorschläge unterbreiten, wie die Tourismusbranche aktiv zur Erreichung der nationalen Klimaziele beitragen kann.
Zielgruppe
- Politiker und Politikerinnen im Bereich Tourismus
- Entscheidungsträger im öffentlichen Sektor für den Tourismus, z. B. DMO
- Nationale Tourismus-Behörden und -Verwaltungen
Ergebnisse
Der Leitfaden hat vier Kernbereiche herausgearbeitet, auf die sich die öffentliche Hand beim Tourismussektor im Bereich Klimaschutz fokussieren sollte, um die Transformation zu beschleunigen: Regierungsübergreifende Integration, touristische Klimapolitik, klimabewusste Werbung/Kampagnen, Finanzierung und neue Partnerschaften.
Es wurden folgende To-Dos erarbeitet:
- Nationale Tourismusbehörden befassen sich mit den nationalen Klimapolitikprozessen in ihrem jeweiligen Land, Kooperationen mit anderen nationalen Klimapolitikvorhaben seien sinnvoll
- Kooperationen mit den Bereichen Verkehr, Energie und Umweltschutz
- Eigene Tourismusgesetze, -regeln und -strategien entwickeln, die den Klimaschutz unterstützen
- Verantwortung für das Klimabewusstsein fördern und Akteure des Tourismus einbinden (Informationen und Bildung)
- Den Hebel der Finanzierung sowie strategische Partnerschaften nutzen
Laut der Studie sei zum Erreichen der Ziele ein komplexes Zusammenspiel zahlreicher Akteure notwendig, die jeweils unterschiedliche Interessen in Bezug auf nachhaltigen Tourismus verfolgen. Eine Kooperation zwischen der Politik, dem öffentlichen Sektor und der Wirtschaft sei dabei unabdingbar. Es werden Kooperationen empfohlen, die über die Grenzen einzelner Sektoren hinaus agieren. Zusätzlich sei es erforderlich, nicht nur in den eigenen Ländergrenzen zu denken, bspw. im Hinblick auf Treibhausgasemissionen, bei dem der internationale Verkehr (z.B. der Luftverkehr) einbezogen werden.
Regierungen und ihre Tourismusbehörden spielen eine zentrale Rolle bei der Realisierung der Chancen, die sich aus einer Transformation zu einer CO2-armen Wirtschaft ergeben. Diese umfasst unter anderem die Förderung neuer Investitionen in saubere Technologien, umweltfreundliche Arbeitsplätze und Qualifikationen sowie die Schaffung einer gesünderen Umwelt.
Die Implementierung von Klimagesetzen ist laut dem Leitfaden von essentieller Bedeutung, um die Realisierung von Klimaschutzmaßnahmen zu ermöglichen, allgemeine Richtungen vorzugeben und die Rechtssicherheit für Unternehmen zu erhöhen. In diesem Kontext können nationale Tourismusbehörden auf eine Reihe von politischen Instrumenten zurückgreifen, darunter Strategien, Regulierung, wirtschaftliche Hebel, Information, Bildung sowie Freiwilligkeit.
Auch könne das Marketing eine wesentliche Funktion bei der Reduktion der Treibhausgasemissionen des Tourismus einnehmen, welches auf die Bewusstseinsbildung abziele. Es stelle in zahlreichen Ländern einen wichtigen Hebel dar, über den in vielen Ländern die öffentliche Hand verfügt. Es lassen sich zwei Hauptwege identifizieren:
- Die Identifizierung von Marktsegmenten, die einen wirtschaftlichen Wert bieten und gleichzeitig die Ziele der Kohlenstoffreduzierung erfüllen;
- die Entwicklung von Kampagnen, die ein Besucherverhalten fördern, das mit kohlenstoffarmen Tourismusmodellen vereinbar ist.
Neben der direkten Klimapolitik, welche sich in der Regel auf nationale Gesetze und Maßnahmen stützt, gewinnen indirekte Ansätze an Bedeutung. Hierbei werden Fragen des Klimawandels in Strategien oder Richtlinien integriert, welche ursprünglich nicht auf den Klimaschutz abzielen. Als Beispiele für die Relevanz des Bereichs werden die Sektoren Energie, Verkehr (z.B. Luftqualität), Abfallwirtschaft (z.B. Kompostierung) sowie Naturschutz (z.B. Biodiversität) genannt. Im Kontext des Naturschutzes wird insbesondere für Länder, die naturbasierten Tourismus anbieten, auf die essenzielle Bedeutung dieses Bereichs hingewiesen. Besonders wichtig sei es, dass der Tourismus einen positiven Beitrag zur Erhaltung gesunder Ökosysteme leisten sollte.
Kritische Würdigung
Der Leitfaden bietet mehrere mögliche Herangehensweisen für einen Start in den Transformationsprozess und liefert dazu Praxisbeispiele. Ebenfalls werden politische Instrumente für öffentliche Verwaltungen genauer erläutert und mit möglichen Herangehensweisen kombiniert.
Dennoch weist der Leitfaden darauf hin, dass die Rahmenbedingungen sowie institutionelle Regelungen für jedes Land unterschiedlich sind. Es sei trotzdem sinnvoll auf die Entwicklungen von Ländern mit ähnlichen Gegebenheiten zu schauen und voneinander zu lernen.
Der Leitfaden beleuchtet, dass die jeweiligen Länder unterschiedlich mit dem Bereich Tourismus umgehen. In einigen nationalen Klimabeiträgen (NDC) würde der Tourismus lediglich erwähnt werden, während andere einen eigenen Abschnitt für den Tourismus vorsehen. Somit scheint der Tourismus von einigen Ländern im Bereich Nachhaltigkeit eine untergeordnete Rolle zu spielen und wird nicht näher betrachtet. Wohingegen andere Länder den Tourismussektor als gefährdet erachten. Der Leitfaden drückt die Notwendigkeit aus, den Tourismus angemessen zu berücksichtigen und zu reflektieren. Eine Positionierung der jeweiligen Tourismusbehörden wird als hilfreich und sinnvoll erachtet.
Die Studie kann hier kostenfrei heruntergeladen werden (externer Download).
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