Studie | Klimaschutz und Nachhaltigkeit
Veröffentlichung: November 2021
Seitenanzahl: 59
Einleitung
Um die Tourismusbranche auf Ihrem Weg zur Klimaneutralität zu
unterstützen, hat das World Travel and Tourism Council (WWTC) in dieser Studie den Status quo der Klimaschutzmaßnahmen im Tourismus analysiert, unterstützende Maßnahmen für die Politik definiert und ein detailliertes Rahmenwerk für die Branche zur Verfügung gestellt.
Ziel der Studie
Die Studie zielt darauf ab, ein besseres Verständnis für Klimaschutzmaßnahmen in ausgewählten Segmenten der Tourismusbranche und die damit verbundenen aktuellen Herausforderungen, Chancen und Bedürfnisse zu schaffen. Darüber hinaus sollen die Ergebnisse und Strategien in diesem Papier die Tourismuswirtschaft auf ihrem Weg zur Klimaneutralität unterstützen.
Für wen ist die Studie relevant?
Die Studie richtet sich an Nachhaltigkeitsexperten und private Tourismusakteure, insbesondere Beherbergungsbetriebe, Fluggesellschaften, Kreuzfahrten und Reisemittler und -veranstalter. Die Ergebnisse sind darüber hinaus für die Politik und alle weiteren Akteure im Deutschlandtourismus nützlich.
Wie wurde vorgegangen?
Es wurden sowohl Methoden der Primär- als auch der Sekundärforschung angewandt. Dies beinhaltet die Analyse wissenschaftlicher Veröffentlichungen und Berichte von internationalen Organisationen und Tourismusunternehmen, einschließlich bestehender Klima-Roadmaps, Nachhaltigkeitsberichte, Umfragen unter Reisenden, Methodikpapieren und Leitfäden. Diese intensive Recherche wurde durch Experteninterviews und branchenspezifische Fokusgruppen ergänzt.
Was sind die zentralen Ergebnisse?
Laut der Studie hat die Reise- und Tourismusbranche ein erhebliches Potenzial, um zur globalen Klimaneutralität beizutragen. Eine zentrale Herausforderung ist jedoch, dass es an umfassenden und validierten Schätzungen für den Sektor als Ganzes und einzelne Segmente fehlt. Die untersuchten Schwerpunktsegmente unterscheiden sich in Bezug auf ihren Fußabdruck erheblich, was auf die unterschiedlichen Geschäftsmodelle und die entsprechenden Emissionsprofile zurückzuführen ist.
Von den 250 analysierten Reise- und Tourismusunternehmen haben etwa 42 % ein öffentliches Klimaziel, von denen wiederum ca. 20 % ein Ziel haben, das mit den Vorgaben der Science-Based Targets initiative (SBTi) übereinstimmt. Unter den öffentlichen Klimazielen gibt es jedoch eine große Heterogenität in Bezug auf mehrere Aspekte, wie z. B. die gewählte Zielgröße, das Zieldatum und die Ausgangsbasis oder die Verpflichtung zur Emissionsreduzierung, womit Transparenz und Vergleichbarkeit erschwert werden. Im Vergleich haben kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) größere Schwierigkeiten dabei, Dekarbonisierungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen als Großunternehmen.
Die wichtigsten Herausforderungen in den fünf Segmenten Beherbergung, Flugverkehr, Kreuzfahrten, Reiseveranstalter und Reisemittler betreffen die Emissionsmessung und -berichterstattung, insbesondere die Scope-3-Emissionen, die fragmentierte Regulierungslandschaft und die fehlende Unterstützung durch die Regierungen, unzureichende Budgets für einen Netto-Null-Umstieg und die Abhängigkeit von der Infrastruktur. Gleichzeitig stehen die Unternehmen auch vor branchenspezifischen Herausforderungen. Zu den Bereichen, in denen der Sektor nach Unterstützung sucht, gehören Plattformen für den Austausch von Fallstudien und bewährten Verfahren, Aktualisierungen von Vorschriften und Strategien, offizielle Normen und Methoden sowie neue Technologien und -lösungen zur Dekarbonisierung.
Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?
Insgesamt besteht ein Bedarf an weiteren Orientierungshilfen, um sowohl die richtigen mittel- und langfristigen Netto-Null-Ziele zu definieren als auch die Entwicklung von Strategien zur Erreichung dieser Ziele voranzutreiben. Dazu gehört mitunter eine umfassende und koordinierte staatliche Unterstützung, sowohl auf lokaler als auch auf internationaler Ebene. Als Handreichung werden im zweiten Teil der Studie acht Handlungsmaßnahmen für die Politik zur Unterstützung der privaten touristischen Leistungsträger vorgestellt.
Eine Orientierungshilfe für die Unternehmen soll der sogenannte „Decarbonisation Corridor Framework“ der WTTC bieten. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass angesichts der Vielfalt an Geschäftsmodellen, Emissionsprofilen und Dekarbonisierungswegen in der Reise- und Tourismusbranche nicht alle Unternehmen bis 2050 brauchen werden, um Netto-Null zu erreichen. Das detaillierte Rahmenwerk veranschaulicht, wie der Weg für verschiedene Reise- und Tourismusbranchen von den heutigen Emissionsniveaus bis zum Netto-Nullpunkt aussehen kann und bietet dabei konkrete Handlungsbeispiele.
Kritische Würdigung
Die Studie „A Net Zero Roadmap for Travel and Tourism“ bietet durch den dreiteiligen Ansatz bestehend aus einer Analyse der Ist-Situation, Handlungsempfehlungen für die Politik zur Implementierung unterstützender Rahmenbedingungen und einem Rahmenwerk für die einzelnen Leistungsträger im Tourismus einen umfassenden Einblick zu den Herausforderungen und Chancen für die Tourismusbranche auf dem Weg zur Klimaneutralität.
Sie zeigt allgemeingültige Wege zur Dekarbonisierung und liefert zusätzlich konkrete Ideen, worauf sich die Bemühungen um Netto-Null-Emissionen kurz-, mittel- und langfristig konzentrieren sollten und welche Auswirkungen von diesen Aktivitäten zu erwarten sind. Damit bietet die WWTC den Leistungsträgern einen leicht verständlichen und greifbaren Ansatz, um Klimaneutralität im Betrieb umzusetzen.
Die globale Perspektive des Papiers führt dazu, dass die Leitlinien und Handlungsmaßnahmen nicht überall gleichermaßen implementierbar sind, da Länder unterschiedliche Wirtschafts- und Entwicklungsstrukturen haben und Destinationen sehr unterschiedliche Schwerpunkte im Tourismus verfolgen. Die Studie erkennt das an, indem sie die Notwendigkeit zur Übersetzung des Rahmens auf die lokale Ebene betont.
Die Studie wird kostenfrei zur Verfügung gestellt und kann hier heruntergeladen werden.
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