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31.05.2022

ADAC

Der ADAC Mobilitätsindex - Entwicklung nachhaltiger Mobilität in Deutschland

Studie | Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Veröffentlichung: Februar 2022

Seitenanzahl: 184

Die ADAC-Studie analysiert Mobilität und Verkehr hinsichtlich der Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit. Im Betrachtungszeitraum von 2015 bis 2019 hat sich die Umweltbelastung in Deutschland zwar verringert, aber der Klimaschutz verfehlt weiterhin seine Ziele. Für die Tourismuswirtschaft ist die Klimaneutralität eine große Herausforderung, die eng mit einer nachhaltigeren Mobilität verbunden ist.

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist es, Nachhaltigkeit im Verkehr in all ihren Dimensionen messbar zu machen. Dabei liegt der Fokus hier auf Umwelt- und Klimaaspekten der Mobilität.

Für wen ist es relevant?

Die Studie richtet sich an die breite Fachöffentlichkeit, insbesondere an Verantwortliche in der Mobilitätsplanung und -entwicklung sowie an Mobilitätsanbieter. Für den Tourismus ist die Studie aufschlussreich hinsichtlich der branchenübergreifenden Relevanz des Mobilitätssektors und den Empfehlungen für politische Akteure zur nachhaltigen Entwicklung der touristischen Mobilität und des ÖPNV.
 

Wie wurde vorgegangen?

Die Entwicklung des ADAC Mobilitätsindex basiert auf einer Zusammenarbeit des ADAC mit dem Prognos-Institut. Gemeinsam mit ausgewählten Experten und Expertinnen wurde die Zusammenstellung des Mobilitätsindex in der Delphi-Methode gefestigt. Die Daten selbst stammen weitgehend aus öffentlichen Statistiken, etwa aus Zusammenstellungen des Bundesamts für Statistik (Destatis), des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), des Bundesverkehrsministeriums und des Kraftfahrt-Bundesamts.

Im Sinne des ADAC Mobilitätsindex sollte Mobilität unter sozialen, ökologischen und ökonomischen Gesichtspunkten zugänglich und verträglich sein. Nachhaltige Mobilität ist somit möglichst sicher, umweltfreundlich, verfügbar, zuverlässig und auch bezahlbar. Darauf aufbauend bearbeitet die Studie fünf Bewertungsdimensionen: Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt, Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit, Bezahlbarkeit. Mit unterschiedlicher Gewichtung fließen die Dimensionen in den Gesamtindex ein, so z.B. Klima und Umwelt mit 25 Prozent. Als Ausgangsbasis wurden die entsprechenden Werte für das Jahr 2015 mit dem Wert 100 festgelegt. 2019 wurde als letztes Bezugsjahr ohne coronabedingte Einflüsse ausgewählt.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die Studienautoren betonen, dass die Mobilität in Deutschland zwischen 2015 und 2019 nicht nachhaltiger geworden ist. Ein Blick in die Details zur Dimension Klima und Umwelt zeigt dennoch eine leicht positive Entwicklung: In der Summe der Leitindikatoren Treibhausgase, Luftschadstoffe, Lärm, Flächen- und Energieverbrauch steigt der Indexwert für Klima und Umwelt leicht auf 105. Hierbei sanken die gesundheitsschädigenden Emissionen des Verkehrs erheblich.

Auch konnte der Verkehrslärm reduziert werden. Gleichzeitig stiegen der Treibhausgas-Ausstoß und der Energieverbrauch im Verkehr weiter, welcher nach wie vor zu rund 94 Prozent von fossilen Brenn- beziehungsweise Kraftstoffen abhängig ist.

Weitere Leitindikatoren zeigen auch, dass der ÖPNV bezahlbarer geworden ist und dass Störungen und Verspätungen die Zuverlässigkeit der Mobilität stark verschlechtert haben.

Neben den deutschlandweiten Daten sind die Mobilitätsindikatoren auch auf Bundeslandebene verfügbar und liefern eine detaillierte Beschreibung der Emissionen und Belastungen. Zudem sind Informationen zu alternativen Werten, wie der Elektro-PKW-Dichte oder der Car-Sharing Dichte, verfügbar. Letztere werden insbesondere in den kommenden Jahren interessante Entwicklungsvergleiche ermöglichen.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Als Empfehlungen, die Mobilität in Deutschland nachhaltiger zu entwickeln, nennt die Studie u.a. gesteigertes Tempo beim Ausbau von Wind- und Solarenergie sowie der Ladeinfrastruktur oder der Nutzung der Digitalisierungspotentiale zur Vermeidung von Flächenversiegelung. Es wird betont, dass mehr Dynamik und Geschwindigkeit unerlässlich sind, um die Klimaziele auch im Mobilitätssektor zu erreichen. Zudem gibt die Studie einen Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Indikatoren. So wird hervorgehoben, dass eine weitgehende Umstellung des Verkehrs auf alternative Energie und emissionsarme Verkehrsmittel unumgänglich sei. Dies würde eine Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehr bis 2030 um fast die Hälfte ermöglichen. Die aktuellen Prognosen zeigen jedoch eine weitere Steigerung des Treibhausgasausstoßes.

Kritische Würdigung

Für die Tourismuswirtschaft ist die Klimaneutralität eine große Herausforderung, die eng mit einer nachhaltigeren Mobilität verbunden ist. Dies betrifft nicht nur Fernreisen, sondern auch die touristische Mobilität innerhalb Deutschlands und innerhalb der jeweiligen Destinationen. Ausgewählte Indikatoren des Mobilitätsindex können einen ersten Ansatz zur Maßnahmenplanung der touristischen Mobilität geben, benötigen darüber hinaus allerdings Details auf kleiner räumlicher Ebene oder innerhalb der jeweiligen Indikatoren (z.B. zum Verkehrsangebot).

Auf bundespolitischer Ebene kann der Mobilitätsindex eng mit der Förderung klimafreundlicher Mobilität im Tourismus verbunden werden. Einige Analyseergebnisse beziehen sich auch auf den Wegezweck „Freizeit“, könnten aber zudem stärker mit den jeweiligen Leitindikatoren verbunden werden.

Der ADAC Mobilitätsindex wird seinen Mehrwert vor allem mit dem Monitoring der kommenden Jahre zeigen. Um weiterhin verschiedene Maßnahmen, wie Förderung der E-Mobilität oder des 9-Euro-Tickets, zu evaluieren, sind jedoch situative Einschätzungen und ergänzende Indikatoren notwendig.  

Die ADAC Mobilitätsstudie kann hier kostenlos heruntergeladen werden (externer Download, pdf). Eine Videodokumentationen finden Sie hier.

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