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05.07.2023

European Travel Commission (ETC)

ETC-Stimmbungsbarometer: Reiselust in Europa leicht rückläufig

Studie | Faktor Mensch

Veröffentlichung: April 2023

Seitenanzahl: 44

Einleitung

Die European Travel Commission (ETC) bietet in dieser Studienreihe
Einblicke in das Reiseverhalten europäischer Reisender.
Im Fokus der Untersuchung stehen auch in der 15. Auflage
die Erfassung der aktuellen Stimmungslage in Bezug auf
Inlandsreisen als auch Reisen innerhalb Europas, um so
mögliche Trends und Veränderungen im Vergleich
zum Vorjahr aufzuzeigen.

Ziel der Studie

Das Hauptziel der Studie besteht darin, ein besseres Verständnis für das aktuelle Reise-Sentiment europäischer Reisender zu gewinnen. Durch diese im Jahr 2020 begonnene Langzeitstudie sollen Einblicke in Reiseabsichten, Präferenzen und Einstellungen beobachtet und analysiert werden, um so Veränderungen und neue Entwicklungen im Vergleich zu Vorjahren zu erfassen. Die Erkenntnisse sind für Entscheidungsträger in der Tourismusbranche, jedoch besonders für die Touristik in Bezug zur Reiseplanung sowie für europäische Destinationen von hoher Relevanz, um ihre Strategien anzupassen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen und so effektiv auf die Bedürfnisse der Reisenden einzugehen.


Für wen ist es relevant?

Die Studie richtet sich an Destinationen, Unternehmen und Entscheidungsträger in der Tourismusbranche. Die Ergebnisse der Studie sind für diese Akteure von Relevanz, da sie Einblicke in das Reiseverhalten, die Planungsabsichten und die Präferenzen europäischer Reisender liefern.

Wie wurde vorgegangen?

Die Verlaufsstudie ist das Ergebnis einer Online-Marktforschung unter Europäern, die in den vergangenen drei Jahren (2020 bis 2022) mindestens zwei Mehrtagesreisen unternommen haben. Die  Erhebungswelle 15 umfasst  Daten, die im März 2023 erhoben wurden. Die Umfrage wurde in zehn europäischen Ländern (Deutschland, Vereinigtes Königreich, Frankreich, Niederlande, Italien, Belgien, Schweiz, Spanien, Polen und Österreich) mehrsprachig durchgeführt und umfasst eine Stichprobe von 6.000 Befragten. Die untersuchten Themen waren: Reisepersönlichkeiten, Reisebedenken und Auswirkungen externer Einflüsse auf das Reisen sowie Reiseabsichten, Präferenzen und Reiseplanung. Die Ergebnisse werden zudem länderspezifisch zur Verfügung gestellt.


Was sind die zentralen Ergebnisse?

Laut Studie ist die Reiselust im Frühjahr und Sommer 2023 leicht rückläufig. So gaben 72 Prozent der Europäer an, zwischen April und September 2023 reisen zu wollen. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. 30 Prozent der Befragten planen, ein benachbartes europäisches Land zu besuchen, während 28 Prozent in ein nicht benachbartes europäisches Land reisen wollen. 19 Prozent der Europäer bevorzugen ein Reiseziel mit Sonne und Strand, gefolgt von Städtereisen (15 Prozent) und Kulturreisen (14 Prozent).

Weitere wichtige Ergebnisse sind:

  • 59 Prozent der Europäer planen, bis September 2023 mehrere Reisen zu unternehmen, wobei dieser Trend von Alleinreisenden (34 Prozent) angeführt wird.
  • Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel (Zug oder Bus) als bevorzugtes Transportmittel für die nächste Reise ist im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozentpunkte auf 14 Prozent gestiegen, während die Nutzung des eigenen Autos (26 Prozent) auf den niedrigsten Stand seit Beginn der Untersuchung im Jahr 2020 gesunken ist.
  • 52 Prozent der Europäer haben ihre nächste Reise bereits ganz oder teilweise gebucht, wobei 53 Prozent der Buchungen für Intra-Europa-Reisen und 45 Prozent für Inlandsreisen getätigt wurden.
  • Bei der Wahl eines Reiseziels sind angenehme Wetterbedingungen (18 Prozent) und attraktive Angebote (17 Prozent) die wichtigsten Kriterien, gefolgt von der Präferenz für weniger überfüllte Reiseziele (11 Prozent).

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Es zeigt sich, dass europäische Reisende verstärkt auf Reisen im Frühling und Frühsommer setzen, was eine Anpassung der Angebote und Marketingstrategien in Bezug auf diese Jahreszeiten ermöglicht. Auch ist eine hohe Präferenz für Reisen innerhalb Europas erkennbar, insbesondere in benachbarte Länder. Dies ermöglicht es Destinationen, ihre Bemühungen auf die Vermarktung von europäischen Reisezielen zu fokussieren.

Zudem ist eine verstärkte Nachfrage nach Kultur- und Naturerlebnissen zu beobachten, was Chancen für die Vermarktung von authentischen und abgelegenen Destinationen eröffnet. Darüber hinaus ist eine wachsende Zahl von Reisenden im Alter über 54 Jahren bereit, mehr für ihre Reisen auszugeben, was Potentiale für die Entwicklung von hochwertigen Produkten und Dienstleistungen eröffnet.

Zugleich bietet die steigende Besorgnis der Reisenden über Inflation und die persönliche finanzielle Situation die Möglichkeit für erschwinglichere Reiseziele, an Beliebtheit zu gewinnen und neue Segmente zu erschließen. Diese Erkenntnisse können von Akteuren der Tourismusbranche genutzt werden, um Strategien anzupassen und gezielter auf die Bedürfnisse und Wünsche der Reisenden einzugehen.

Kritische Würdigung

Die Studie ist eine Momentaufnahme des Reise-Sentiments zum Frühjahr, die sich durch externe Faktoren wie einer steigenden Inflation,  dem Krieg in der Ukraine oder Extremwetterereignisse schnell ändern kann. Eine Ausweitung der Befragung auf alle europäischen Länder ist wünschenswert, um intra-europäische Reiseintentionen valider darzustellen.

Die Studie "Monitoring Sentiment for Domestic and Intra-European Travel – Wave 15" liefert wertvolle Erkenntnisse über das Reiseverhalten und die Planungsabsichten europäischer Reisender, die jedoch auch kritisch zu betrachten sind. Insbesondere bleibt offen, ob die Reiselust in diesem Sommer tatsächlich rückläufig ist.

Die Studie der ETC kann hier kostenfrei heruntergeladen werden (externer Download).

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