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13.10.2021

European Travel Commission (ETC)

European Tourism - Trends & Prospects (Q1/2021, Q2/2021)

Studie | Internationalisierung | Corona

Veröffentlichung: Q1/2021: Mai 2021; Q2/2021: Juli 2021

Seitenanzahl: Q1/2021: 57; Q2/2021/52

Das Jahr 2021 startet für den europäische Tourismus mit einschneidenden Reiseinschränkungen und einer schleppend anlaufenden Impfkampagne. Das erschwert eine konkrete Prognose für das diesjährige Sommergeschäft, welches laut der European Travel Commission (ETC) maßgeblich von der Infektionslage und dem Impfquote der Länder beeinflusst wird. Im Laufe des zweiten Quartals steigt die Hoffnung auf eine erfolgreiche Sommersaison mit zunehmender Impfquote und weitreichenden Lockerungen, die mit einem deutlichen Buchungsanstieg einhergehen.

Die Studie untersucht im Auftrag des Umweltbundesamts die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus in den touristischen Regionen Deutschlands. Für die Untersuchung wurden aus den 154 Reisegebieten in Deutschland 75 Destinationen ausgewählt, welche die wesentlichen Charakteristika deutscher Zielgebiete abbilden.

Dennoch bleibt zu erwarten, dass der Incoming Tourismus für die Mehrzahl der europäischen Destinationen weiterhin deutlich unter dem Vorkrisenniveau bleibt. Für Destinationen wie Deutschland und Rumänien bietet der binnentouristische Markt eine Möglichkeit, die Verluste auszugleichen.

Ziel der Studie

Die Berichte beleuchten die weitreichenden Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf den europäischen Tourismus und skizzieren die zu erwartenden Entwicklungen im Jahr 2021.

Für wen ist es relevant?

Die Quartalsberichte richten sich in erster Linie an die Mitglieder der ETC, die nationalen Tourismusorganisationen in Europa. Die Ergebnisse sind darüber hinaus für alle Akteure im Deutschlandtourismus relevant.

Wie wurde vorgegangen?

Die Ergebnisse beider Studien beruhen auf der Auswertung und Analyse aktueller touristischer Daten der TourMIS-Datenbank, Prognosen von Tourism Economics sowie Statistiken der IATA, STR, Eurocontrol, ACI Europe, ForwardKeys, Sojerm, Transparent und der UNWTO.

Im Rahmen einer Sonderauswertung wurde im Bericht Q1/2021 das Potential des Binnentourismus als Ausgleich zu einem eingeschränkten Inbound-Tourismus untersucht. Die Sonderauswertung des Berichts Q2/2021 widmet sich der Erholung von Fernreisen.

Der Bericht zum ersten Quartal 2021 bezieht sich auf den Zeitraum Januar bis März, während der Bericht zum zweiten Quartal 2021 den Zeitraum Januar bis Mai betrachtet.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die dritte Infektionswelle der COVID-19-Pandemie schränkt den internationalen Tourismus zum Ende des Jahres 2020 und zu Beginn des neuen Jahres weiterhin stark ein. Ein Rückblick auf das Jahr 2020 zeigt einen Rückgang von 68 % in internationalen Ankünften in Europa, und 72 % weltweit. Als Konsequenz bleibt eine Vielzahl an Flugverbindungen ungenutzt. Laut einer Studie der IATA sind die Verbindungen vom Frankfurter Flughafen im November um 68 % zurückgegangen.

Die ETC geht davon aus, dass bei grenzüberschreitenden Reisen zukünftig ein Immunitätsnachweis vorgezeigt werden muss. Die in vielen europäischen Ländern angelaufene Impfkampagne gehört zu den entscheidenden Maßnahmen für die weltweite Wiederaufnahme touristischer Aktivitäten, da „Länder mit einer schnelleren Durchimpfungsrate […] wahrscheinlich schneller in den Genuss einer Lockerung der Beschränkungen und einer größeren Reisefreiheit ins Ausland kommen“. Die Impfkampagnen in Europa laufen jedoch langsamer an als geplant. Daher ist zu erwarten, dass die Nachfrage im europäischen Reisemarkt in diesem Jahr 46 % unter dem Vorkrisenniveau liegen wird. Eine Erholung wird nicht vor 2024 erwartet.

Die Sonderauswertung beschäftigt sich mit der Frage, inwieweit die einzelnen europäischen Destinationen die Ausfälle des Incoming-Tourismus mit einem verstärkten Binnentourismus ausgleichen können. Deutschland hat, gleich nach Rumänien, aufgrund seiner Vielfältigkeit und dem großen Binnenmarkt die besten Voraussetzungen.

Zum Zeitpunkt des zweiten Quartalberichts hat die zuvor schleppend angelaufene Impfkampagne an Fahrt aufgenommen, wodurch einzelne Länder bereits touristisch relevante Lockerungen angekündigt und eingeführt haben. Zugleich ist ein konkreter Zusammenhang zwischen der Aufhebung von Restriktionen und dem Anstieg an Flugbuchungen erkennbar. Die Hoffnungen auf eine erfolgreiche Sommersaison trotz der neuen Virusmutation (Delta-Variante) steigen.

Die Sonderauswertung des zweiten Berichts beleuchtet den Fernreisemarkt. Laut Tourism Economics wird sich der Fernreisemarkt deutlich langsamer erholen als der binnentouristische Markt oder der innereuropäische Tourismus. Eine vollständige Erholung wird nicht vor 2030 erwartet. Bis dahin werden die USA und China die wichtigsten Quellmärkte für Europa sein, gleich hinter Deutschland und dem Vereinten Königreich.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Inzidenzwerte und die Impfquote werden das Sommergeschäft 2021 maßgeblich beeinflussen. Destinationen, die eine höhere Impfquote und niedrigere Inzidenzen aufweisen, werden mehr Freiheiten erlauben können und somit attraktivere Reiseziele darstellen und gleichzeitig auch attraktivere Quellmärkte für andere Destinationen sein. Während das touristische Sommergeschäft zu Beginn des Jahres noch schwer einschätzbar war, haben sich die Prognosen im Laufe des zweiten Quartals deutlich verbessert, insbesondere wegen einer vermehrten Impfstoffverfügbarkeit. Für die Sommersaison 2021 ist eine Immunitätsnachweispflicht für grenzüberschreitende Reisen zu erwarten, die mit Einführung des EU-Impfzertifikats erleichtert wird.

Der deutliche Rückgang an Flugverbindungen innerhalb Europas könnte die Revitalisierung erschweren. Die Wiederaufnahme von Flugverbindungen ist daher insbesondere für Destinationen, die auf den Incoming-Tourismus angewiesen sind, von großer Bedeutung.

Der Binnentourismus bietet für viele Länder, und insbesondere für Deutschland, die Option, corona-bedingte Verluste aus dem Inbound-Tourismus auszugleichen. Unternehmen und Destinationen müssen diese Möglichkeit wahrnehmen und sich entsprechend darauf einstellen.

Kritische Würdigung

Die Quartalsberichte der ETC enthalten wertvolle aktuelle Daten von relevanten europäischen Institutionen. Sie geben einen guten Überblick über die aktuellen Quartalsentwicklungen im europäischen Tourismus und bieten gleichzeitig die Möglichkeit für einen Vergleich zwischen den einzelnen europäischen Destinationen sowie zwischen Europa und anderen Kontinenten. Insbesondere unter Berücksichtigung der Berichte aus dem Vorjahr zeigen die Quartalsberichte der ETC die Dynamik der Pandemie und ihre konkreten Auswirkungen auf den europäischen Tourismus und verschiedene Prognosen auf. Die Sonderauswertungen der Berichte Q1/2021 und Q2/2021 ermöglichen eine Einschätzung des zu dem Zeitpunkt bevorstehenden Sommergeschäfts.

Aufgrund der Aktualität der Daten und des dynamischen Pandemiegeschehens sind die Ergebnisse und Prognosen der Berichte volatil und zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise überholt.

Die Studien wurden von der European Travel Commission (ETC) herausgegeben und stehen online zum Download (Q1/2021 , Q2/2021) bereit.

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