Wissen
12.04.2021

Europäisches Parlament, TRAN Ausschuss für Verkehr und Tourismus

Relaunching transport and tourism in the EU after COVID-19

Studie | Internationalisierung | Corona

Veröffentlichung: Februar 2021

Seitenanzahl: 61

Die Studie analysiert die pandemiebedingten Entwicklungen und damit aufkommende Trends und Entwicklungen des europäischen Verkehrs- und Tourismussektors in den Bereichen Nachfrage, Revitalisierung und Digitalisierung. Die in der Untersuchung verwendeten Studienergebnisse dienen als Grundlage für politische Empfehlungen zur Bewältigung der aus der Krise resultierenden Herausforderungen. Diese sollen zu einer Wiederbelebung des europäischen Verkehrs und des europäischen Tourismus beitragen.

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist es, insbesondere die Mitglieder des Ausschusses für Verkehr und Tourismus (TRAN) über die entstandenen pandemischen Entwicklungen des letzten Jahres und über die damit verbundenen Auswirkungen zu informieren. Basierend auf den Ergebnissen präsentiert die Studie Empfehlungen für kurz- und mittelfristige politische Maßnahmen, die zu einer Revitalisierung sowie einer nachhaltigen Entwicklung des Verkehrs- und Tourismussektors innerhalb der EU beitragen sollen.

Für wen ist es relevant?

Die Studie richtet sich primär an die Mitglieder des TRAN Ausschusses und damit insbesondere an politische Entscheidungsträger der EU-Mitgliedsstaaten. Gleichwohl sind die Ergebnisse relevant für alle Akteure der Tourismus- sowie Verkehrswirtschaft in der EU.

Wie wurde vorgegangen?

Neben wissenschaftlicher Literatur sowie aktuellen Studien aus der Verkehrs- und Tourismuswirtschaft wurden verfasste Leitlinien, politisch beschlossene Maßnahmen sowie aufkommende Trends in der EU und den EU-Mitgliedsstaaten analysiert. Aus den gewonnenen Erkenntnissen wurden Handlungsempfehlungen abgeleitet, die abschließend den Umgang mit zukünftigen Herausforderungen in den Bereichen Revitalisierung, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Resilienz im europäischen Verkehrs- und Tourismussektor untermalen.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die weltweite Pandemie hatte schwerwiegende Auswirkungen auf den Verkehrs- und Tourismussektor in der EU, sowohl direkt (z.B. durch den Verlust von Einnahmen und Arbeitsplätzen) als auch indirekt (z.B. durch veränderte Mobilitäts- und Tourismusmuster).

So steht auch die wirtschaftliche Verfassung der EU insgesamt durch die Auswirkungen der Pandemie unter großem Druck. In Ländern und Regionen, die besonders von touristischen Einnahmen abhängig sind, wurde die Situation noch prekärer. Als Folge führte dies beispielsweise zu Arbeitsplatzverlusten im Tourismussektor.

Bekannte Bewegungsmuster des Reise-, Mobilitäts- und Einkaufsverhaltens passten sich den durch die Regierungen erlassenen Bewegungseinschränkungen an. Dies führte unter anderem zu einem Rückgang der Nutzung des ÖPNV, gleichzeitig aber zu einem erhöhten Anteil des Fuß-, Rad- und Autoverkehrs sowie einem Zuwachs bei Verkäufen im Onlinehandel. Einschränkungen des Frachtverkehrs wurden, durch die steigende Bedeutung für funktionierende Lieferketten, zeitnah reguliert. Im internationalen sowie innereuropäischen Verkehr kam es hingegen zu einem erheblichen Rückgang der Nachfrage bei Flug-, Kreuzfahrt- und Passagierschiffen und bei der Bahn.

Um den pandemiebedingten Folgen entgegenzuwirken und eine Revitalisierung im Sinne der beiden Sektoren voranzutreiben, veröffentlichte die EU-Kommission eine Reihe von Leitlinien und Empfehlungen in den Bereichen Arbeitnehmersicherheit, Transport, Passagierrechte im europäischen Tourismus und für den Wiederaufbau des Verkehrs- und Tourismussektors. Zudem beschlossen EU-Mitgliedsstaaten eigenverantwortlich politische Maßnahmen, um das Pandemiegeschehen und dessen Auswirkungen einzudämmen. Zusätzlich ermöglichte ein von der europäischen Kommission beschlossener Beihilferahmen den Mitgliedsstaaten, wirtschaftliche Hilfen aus Mitteln der EU als finanzielle Unterstützung für die Sektoren zu gewähren.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Eine Revitalisierung der Verkehrs- und Tourismussektoren, bedingt durch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, ist eine der zentralen Herausforderungen der nächsten Jahre. Nach Einschätzung der Autor*innen werden die derzeitigen Impfstrategien und finanziellen Unterstützungen der europäischen Union und ihrer Mitgliedsstaaten bei der Wiederbelebung des Verkehrs- und Tourismussektors von höchster Relevanz sein.

Eine weitere entscheidende Aufgabe wird darin bestehen, die Rückgewinnung der Reisenden und Passagiere durch eine harmonisierte Umsetzung von sicherem und gesundem Reisen zu gewährleisten. Durch eine erfolgreiche und nachhaltige Wiederbelebung können die KMUs darüber hinaus in die Lage versetzt werden, Einnahmeverluste und Liquiditätsengpässe zu kompensieren. Zudem wird im Inlandstourismus mit einem zeitnahen, im internationalen Tourismus mit einem deutlich längerem Erholungszeitraum gerechnet.

Chancen werden hingegen im Bereich der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit erwartet. Dies zeigen Entwicklungen von beispielsweise kontaktlosen Lösungen für das Ticketing, die Bezahlung von Transportdienstleistungen sowie von virtuellem Tourismus als intelligente und nachhaltige Ansätze. Förderungen von Investitionen in die Nachhaltigkeit der EU-Wirtschaft, in die Resilienz der Branchen und in intelligente Technologien werden die beiden Sektoren zudem weiter verändern. Als unwahrscheinlich wird das Zurückkehren zu Strukturen vor der Pandemie bewertet.

So empfehlen die Autor*innen die gezielte Unterstützung der digitalen Transformation sowie einer nachhaltigen Entwicklung der Transport- und Tourismusbranche. Darüber hinaus verdeutlichen die Autor*innen die Bedeutsamkeit des Schutzes von Arbeitsplätzen und des Überlebens der KMUs durch finanzielle Hilfsprogramme der EU und ihrer Mitgliedsstaaten. Die von den Autor*innen empfohlene Einführung klarer und einheitlicher Richtlinien zu Gesundheit und Sicherheit im Verkehrs- und Tourismussektor können dabei zusätzlich als Instrument der politischen Entscheidungsfindung auf regionaler, nationaler und europäischer Ebene dienen.

Kritische Würdigung

Die Studie fasst die pandemiebedingten Entwicklungen im Verkehrs- und Tourismussektor zusammen und verdeutlicht die Relevanz für die europäische Wirtschaft. Die Sektoren werden dabei vor allem unter dem Gesichtspunkt einer Revitalisierung betrachtet. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Herausforderungen nicht regional differenziert analysiert werden. Die Handlungsempfehlungen sind daher allgemeingültig formuliert und richten sich vordergründig an politische Entscheidungsträger. Um gezielte Handlungsempfehlungen erarbeiten zu können, ist es ergänzend erforderlich, die jeweilige pandemische Lage eines EU-Mitgliedsstaates auf nationaler Ebene zu betrachten und auf europäischer Ebene nationale Erfahrungen auszutauschen. Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass die EU gem. Art. 195 AEUV im Tourismus eine beratende und unterstützende, jedoch keine gestaltende Kompetenz besitzt. Im Rahmen von Dialogprozessen zwischen Experten der Verkehrs- und Tourismusbranche sowie der Politik werden dringende Handlungserfordernisse, notwenige Fördermaßnahmen und zukünftige Branchenperspektiven diskutiert und priorisiert.

Die Studie des TRAN Committee kann hier kostenlos heruntergeladen werden (externer Download, pdf 1,0 MB).

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