Wissen
19.01.2022

Imakomm Akademie

Zukunftsfeste Innenstädte – Zwischenbilanz und Strategien

Studie | Lebensräume und Tourismusakzeptanz | Corona

Veröffentlichung: November 2021

Seitenanzahl: 27

Die Studie analysiert Wege für die Entwicklung deutscher Innenstädte vor dem Hintergrund wachsender Herausforderungen im Einzelhandel und der Covid-19 Pandemie. Letztere hat zu einem weitgehenden Stillstand des innerstädtischen Lebens im Frühjahr 2020 geführt. Die vorgeschlagenen Leitlinien beinhalten z.B. agile Strukturen und Resilienz oder praxisnahe Maßnahmen zur Rolle von Events und Gastronomie in Innenstädten.

Ziel der Studie

Ziel der Studie ist es, abzuleiten, wie zukunftsfeste Innenstädte aussehen und wie eine resilientere Entwicklung gelingen kann. Somit begegnet die Studie auch einen Mangel an robusten Daten zur Innenstadtentwicklung in Deutschland. Weiterhin ist es Ziel der Studie, in einer emotional-geladenen Situation Kennziffern zu entwickeln, die zur möglichst neutralen Bewertung der Corona-Entwicklungen herangezogen werden können. Die Studie analysiert zudem Maßnahmen zur Stabilisierung der Innenstädte und gibt Orientierungshilfe für die langfristige Innenstadtentwicklung.

Für wen ist es relevant?

Die Studie richtet sich an Verantwortliche und städtische Anspruchsgruppen, von Standort- und City-Management hin zu Tourismusorganisationen, Einzelhandelsverbänden, Kreativwirtschaft und Bürgerinitiativen.

Wie wurde vorgegangen?

Die Studie basiert auf einer nationalen Online-Befragung von Kommunen und innenstadtnahen Wirtschaftsvereinigungen an 747 Standorten im Frühsommer 2021. Einbezogen wurden Kommunen mit mehr als 5000 Einwohnern. Unterstützt wurde die Studie unter anderem vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sowie dem Deutschen Städtetag (DST). Vor diesem Hintergrund versucht die Studie, in der Praxis umgesetzte oder noch geplante Maßnahmen zur Stabilisierung der Innenstädte zu erfassen und zu bewerten.

Was sind die zentralen Ergebnisse?

Die Ergebnisse der Studie liefern Kennziffern und Maßnahmen, um Innenstädte zukunftsweisend aufzustellen. Dabei gelingt es den Autoren auch, traditionelle Ansichten der Innenstadtentwicklung zu bewerten und zu hinterfragen. Demnach ist die Gleichung „Innenstadt = Einkaufen als Hauptbesuchsgrund“ passé. Selbst große Einkaufsstraßen verlieren Besucher. Wichtige Kennziffern der Studie sind der Anstieg der innerstädtischen Leerstandsquote von rund 10% (2019) auf dauerhaft rund 14-15% „nach“ Corona oder das Sinken der Innenstadtfrequenz. Besonders drastische Folgen dürfte die Covid-19 Pandemie nach Ansicht der Befragten in Städten der B- und C-Lagen haben. Die erwartete Leerstandsquoten könnte von 13% auf 21% (C-Lagen) und von 10% auf 15 % (B-Lagen) steigen. Attraktive A-Lagen gehen von einem vergleichsweise moderaten Leerstandsanstieg von 7% auf 8% aus.
Innenstädte unterliegen dabei einem Wandel zum agilen Lebensraum, der als „Gemeinsam-Projekt“ umzusetzen ist und als Ort des Austausches fungiert. Neben Agilität wird Resilienz bei 89% aller Standorte als Wettbewerbsvorteil definiert, worin vor allem Großstädte Nachholbedarf sehen. Die Studie bewertet weiterhin konkrete Maßnahmen. Herauszustellen sind hierbei die flexiblere Handhabung von verkaufsoffenen Sonntagen oder die temporäre Nutzung von Verkehrsflächen zur Stärkung der Gastronomie. Die hingegen oft thematisierte Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem PKW ist eher nachrangig.
Die Studie liefert und bewertet zudem Maßnahmen für bestimmte Zielgruppen. So wird z.B. Freizeit & Tourismus als wichtiger Ansatz für die Frequenzsteigerung in den Innenstädten betrachtet. Neben Potentialen in Freizeitdienstleistungen ist das Gastgewerbe empfindlich von der Covid-19 Pandemie getroffen, was ein Rückgang in der Anzahl der gastronomischen Betriebe (minus 6%-7%) unterstreicht.

Welche Konsequenzen lassen sich daraus ableiten?

Die Studie betont die Verbindung von Herausforderungen während und vor der Covid-19 Pandemie. Digitalisierung, verändertes Kundenverhalten und Erreichbarkeit werden zunehmend relevant. Neben dem Verständnis von Innenstädten als wirtschaftliches Zentrum stehen zukünftig auch Diversität und Lebendigkeit im Fokus. Die Vereinbarkeit der Interessen unterschiedlicher Zielgruppen sollte dem gemeinsamen Ziel zur Steigerung der Lebensqualität folgen. Dies wiederrum kann positive Effekte auf die Fachkräftesicherung und die Ansiedlung von Unternehmen haben.
Als Leitmotiv für die Stadtplanung etablieren sich standortunabhängige Themen, wie Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Effizienz und Multifunktionalität. Es geht zukünftig nicht nur um ein attraktives Zentrum, sondern auch um die klimagerechte, digital vernetzte und erreichbare Innenstadt mit einem Angebot für alle Altersgruppen. Als übergeordnete Empfehlungen nennt die Studie: Agile Strukturen, Belebungspotentiale, lokale Besonderheiten auf-/ausbauen und den resilienten Stadtraum.

Kritische Würdigung

Zusammenfassend gibt die imakomm-Studie Handlungsempfehlungen für die zukunftsfeste Gestaltung von Innenstädten. Diese Empfehlungen basieren auf einem weiterreichenden und deutschlandweiten Prozess. In einem fundierten Prozess aus wissenschaftlicher Analyse, Thesenformulierung und mehreren Panelrunden konnten belastbare und nachvollziehbare Ergebnisse erzielt werden. Der Studie gelingt es, den strikten Fokus auf den Einzelhandel aufzuweichen und Innenstädte als Lebens- und Aktivitätsraum vieler Zielgruppen zu verstehen. Die Integration der Zielgruppen und ihrer Lebenswelten ist eine wichtige Aufgabe zukünftiger Stadtentwicklung. Der Freizeit- und Tourismussektor bietet ebendiese Überschneidungen zwischen unterschiedlichen Zielgruppen und kann somit als wichtiges Bindeglied fungieren. Der Austausch und die konsequente Kooperation zwischen traditioneller Stadtplanung und dem Tourismus kann ein Erfolgsfaktor zur Belebung und Stabilisierung der Innenstädte nach der Covid-19 Pandemie sein.
Grenzen der Studie bestehen punktuell in der Komplexität und Vorhersagbarkeit der Covid-19 Pandemie oder dem Fokus auf bestimmte städtische Zielgruppen (zumeist Kommunalverwaltung und innenstadtnahe Wirtschaftsvereinigungen).

Die Studie der Imakomm Akademie kann hier kostenlos angefordert werden (externer Download, pdf). Weiterführend stehen detaillierte Daten kostenpflichtig zur Verfügung (u.a. Auswertungen nach Bundesländern, Standortgrößen etc., ca. 120 Seiten)

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