News

Der Information auf der Spur – Workshop „Von der Information zur Innovation“

Insbesondere in Krisenzeiten erfordern tagesaktuelle Entscheidungen verlässliche Informationen. In unserem Online-Workshop am 24. November 2022 identifizierten wir mit der Branche relevante Informationsflüsse: Wie und wo informiert sich die deutsche Tourismuswirtschaft? Wie können Informationen aufbereitet werden? Welchen Beitrag können Tourismusplattformen dazu leisten? Hierzu begrüßten wir Referenten und Experten aus Wissenschaft und Praxis.

Zum Einstieg in den Workshop betonte Iris Wehrmann (BMWK) die hohe Bedeutung von tagesaktuellen Informationen während der Covid-19 Pandemie und die Herausforderung der Informationsbeschaffung. Hierzu müssen auch KMU den Zugang zu umfassenden, verständlichen und belastbaren Informationen erhalten. Diese Wissens- und Informationsvermittlung ist gleichzeitig eine Aufgabe des Kompetenzzentrums.

Mit einer inhaltlichen Einführung verdeutlichte Hannes Thees (Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes) die einzelnen Schritte in der Informationsverarbeitung, ausgehend von konkreten Informationsbedarfen. Die wirklichen Potentiale entfalten Informationen erst nach einem langen Prozess aus Informationssammlung, -aufbereitung, -kommunikation, -filterung und -verarbeitung. Erst dann könne aus einzelnen Informationen auch Branchenwissen entstehen, welches die touristischen Leistungsträger in ihrer Produkt- und Strategieentwicklung nutzen können.

Im Idealfall entstehen aus einzelnen Informationen Inspirationen und sogar Innovationen. Die Beispiele zur Informationsverarbeitung während der Covid-19-Pandemie verdeutlichten die praktischen Potentiale dieser Informationsketten. In der Tourismusbranche etablierten sich zahlreiche Informationsmedien für verschiedene Branchensegmente und auf Destinationsebene entstanden digitale Tourismusplattformen. Trotz allem gibt es in der Informationskette zahlreiche Hürden, z.B. im Umgang mit der Informationsflut, der Interpretation und auch der Verwertung von Informationen.  

Wie genau die Prozesse der Informationsverarbeitung gestaltet sein können, beleuchteten vier Impulse aus der Praxis.

  • Hansjörg Mair (Geschäftsführer, Schwarzwald Tourismus) betonte unter anderem den engen Kontakt zu den Leistungsträger mit etablierten Formaten, wie Netzwerkveranstaltungen, Schulungen und Newslettern, aber auch die Rolle von lokalen Zeitungen und innovativen Podcasts. Entscheidend für die Informationsvermittlung in Krisenzeiten sind seiner Meinung nach Klarheit und Zuverlässigkeit der Informationen sowie bedarfsgerechte Inhalte.
  • Michael Faber (Inhaber Reisebüro Faber, Geschäftsführer Touristik Realizing Progress) fokussierte die Rolle von Informationen im B2B Segment der Touristik und stellte dabei die Rolle von Vertrauen gegenüber dem Absender heraus. In Krisenzeiten boten insbesondere die Sozialen Medien Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung.
  • Mit einem Blick in die Destinationen erläuterte Jennifer Hauschild – (Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH) die Entwicklungen und Potentiale von online Tourismusnetzwerken. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieser Netzwerke sei die zentrale Bündelung von sehr breit gefächerten Inhalten, wobei der Erfolg solcher Netzwerke davon abhängig ist, dass sich die Akteure und Nutzer entsprechend einbringen.
  • Aus der Perspektive der Medien betonte Klaus Hildebrandt (Chefredakteur fvw Travel Talk) den starken Wandel von Print zu multimedialen Angeboten. Insbesondere vor dem Hintergrund der Masse von online Informationen bleibt der verlässliche und kuratierte Informationstransfer eine Kernkompetenz der Medien. Da Innovationen vor allem im Austausch zwischen den Leistungsträgern entstehen, startete die fvw auch eine virtuelle Plattform für Reisebüros. Dies verdeutlicht die leitende Rolle, die Medien im Prozess von der Information zur Innovation übernehmen können.

In der anschließenden Podiumsdiskussion konnten die Impulse aus der Praxis vertieft werden. Zudem konnten die Teilnehmenden in Blitzumfragen ihre Einschätzung zu Medienkanälen und Themen teilen, welche als Diskussionsgrundlage dienten. Zusammenfassend wurde in diesem nicht repräsentativen Einblick deutlich, welches Vertrauen den Fachzeitschriften oder auch den Branchenverbänden entgegengebracht wird.

Obwohl die Podiumsdiskussion eine starke Bandbreite an Themen in der Kommunikation bestätigte, regten die Teilnehmenden eine weitere Auseinandersetzung mit Trendthemen an, wie z.B. Arbeits- und Fachkräftemangel, Nachhaltigkeit oder Zukunftsprognosen. So gehört für die meisten Teilnehmenden auch zum Alltag, sich über aktuelle politische Entwicklungen und lokale Ereignisse zu informieren.

Der zweite Teil des Workshops widmete sich explizit der Rolle der Wissenschaft für die Informationsbeschaffung. Hierzu lieferte Prof. Dr. Harald Pechlaner (Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes) einen engagierten Impuls. Entgegen einigen kritischen Medienstimmen zur Reduzierung von Tourismuslehrstühlen an Universitäten sieht er die Forschungslandschaft im Tourismus nicht gefährdet, da die Tourismusforschung von einer Vielzahl an Organisationen und Disziplinen getragen wird: Neben Universitäten eben auch von Hochschulen sowie vermehrt von Medien und Beratungsunternehmen, die ebenso Daten für evidenzbasierte Entscheidungen in die Praxis liefern.

Die Tourismuswissenschaft müsse in diesem Sinne auch als Querschnittsdisziplin gesehen werden, die nicht nur in Geographie und Wirtschaftswissenschaften verankert ist, sondern auch Wurzeln in der Soziologie oder Politologie hat, so Pechlaner. Dennoch könne die Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis weiter gestärkt werden.

Das Thema Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis vertieften Harald Pechlaner und Christian Leetz (TourismusNewsDeutschland). Demnach muss zuerst ein gegenseitiges Verständnis und Vertrauen aufgebaut werden, z.B. im Hinblick auf Sprache, Kommunikation der Ergebnisse und Projektlaufzeiten. Wichtig sind in diesem Sinne auch Veranstaltungen und Austauschformate, wie die der Kompetenzzentren, die Wissenschaft und Praxis zusammenführen.

Die Präsentation von Forschungsergebnissen muss nicht immer bis zum Projektabschluss warten, auch Impulse und Zwischenergebnisse können der Tourismuspraxis bereits im laufenden Forschungsprozess wichtige Informationen liefern.

Dabei müsse auch klar sein, dass eintreffsichere Prognosen und 100%ig gesichertes Wissen in unsicheren Zeiten schwierig zu erreichen sind. Gleichzeitig sei die Tourismuswissenschaft aber angehalten, der Praxis konkrete Lösungen zu bieten. Mit einem forschungsorientierten Transfer kann Wissenschaft stärker Ideengeber sein, Forschung mit Beratung verknüpfen oder auch gemeinsam mit der Tourismuswirtschaft an Lösungen arbeiten. Insbesondere in Krisenzeiten kann die Zukunftsforschung mit ihren Szenariomethoden wichtige Entwicklungsoptionen für die Praxis aufzeigen.

Dass Forschungsergebnisse bereits in der Praxis ankommen, zeigte eine Umfrage unter den Workshopteilnehmern. Diese nannten einige Projekte aus LIFT Wissen, Statistiken und Daten (z.B. Sparkassen Tourismusbarometer) sowie verschiedene Trendstudien. Dennoch gab es ebenso Teilnehmern, die explizit „keine“ angaben.

Der abschließende Impuls zur Verbindung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik von Prof. Dr. Christof Pforr (Curtin University, Australien) erlaubte eine internationale Perspektive auf dieses Thema und ein Best Practice mit dem Sustainable Tourism Cooperative Research Centre aus Australien. Als Kompetenzzentrum widmete sich dieses Centre dem Weg von der Information zur Innovation. Mit einem starken kooperativen Ansatz zwischen Wissenschaft, Politik und Praxis konnten in 13 Jahren mehr als 400 Projekte durchgeführt werden. Zudem war dies auch ein Kompetenzpush für die Wissenschaft in Australien, die von der Beteiligung von über 100 Doktoranden profitierte. Dennoch war der Wissenstransfer für die Praxis ein entscheidendes Anliegen. Das Centre publizierte zwar ebenso in Fachjournals, aber rückte zudem den Wissenstransfer mit der Praxis durch Industriekonferenzen und Plattformen in den Fokus.

Zum Abschluss fassten Dirk Rogl (Kompetenzzentrum Tourismus des Bundes) und Dr. Maja Murza (BMWK) die Diskussionen des Tages zusammen und verwiesen auf die Notwendigkeit eines intensiven Austausches in solchen Workshops.

Downloads

Inhaltliche Einführung_KZT Workshop_Von der Information zur Innovation

Impulsvortrag_Harald Pechlaner_KZT Workshop_Von der Information zur Innovation

Ergebnisse_Mentimeter-Befragung_KZTWorkshop_Von der Information zur Innovation


Prozesse und Schritte der Informationsverarbeitung
Podiumsdiskussion
Über welche Themen nicht ausreichend informiert?
Welche wissenschaftlichen Veröffentlichung kennen Sie?
Welchen Medienkanälen trauen Sie?
Welche wissenschaftlichen Veröffentlichung kennen Sie?
zurück